Veranstaltung: | Landesdelegiertenversammlung |
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Tagesordnungspunkt: | 9. Anträge |
Antragsteller*in: | Stephanie Burkhardt (KV Donnersberg), Ronald Maltha (KV Mayen-Koblenz), Ulrich Bock (KV Mayen-Koblenz), Eckard Wiendl (KV Vulkaneifel), Eveline Lemke (KV Ahrweiler), Kevin Lenz (KV Altenkirchen), Heiko Geil (KV Donnersberg), Yvonne Sommer (KV Südliche Weinstraße), Bettina Geil (KV Donnersberg), Elisabeth Bröskamp (KV Neuwied), Uwe Bröskamp (KV Neuwied); (dort beschlossen am: 01.01.1900) |
Status: | Eingereicht |
Eingereicht: | 14.04.2017, 19:18 |
A-1: Für mehr musikalische Bildung
Antragstext
Bereits am 29. November 2014 in Ramstein-Miesenbach wurde in unserer LDV
beschlossen, dass wir Grünen für gleichberechtigte Teilhabe an musikalischer
Bildung für alle Kinder eintreten unabhängig von Herkunft, Geschlecht,
Glaubenszugehörigkeit oder Einkommensstärke des Elternhauses. Seitdem gibt es
neue Studien, die belegen, dass sich musikalische Aktivitäten positiv auf den
Erwerb der Muttersprache und auch der von Fremdsprachen auswirken und auch
andere Fähigkeiten fördern wie räumliches Vorstellungsvermögen oder die Schulung
des Gedächtnisses. Wir sind der Auffassung, dass Bildungseinrichtungen die
Aufgabe haben, die Kultur des Musizierens und Singens immer wieder neu in
zeitgemäßer Weise zu fördern und lebendig zu halten. Musikalische Bildung ist
ein elementarer Bestandteil eines guten Bildungsangebotes und fördert die
persönliche Entwicklung von Kindern und Jugendlichen. Aus diesem Grund setzen
wir GRÜNE uns schon lange dafür ein, die Attraktivität des Lehramts für das
Unterrichtsfach Musik nachhaltig zu steigern, um dem Mangel sukzessive
entgegenzutreten.
Zur Sicherstellung eines qualitativ hochwertigen Unterrichts sind genügend
fachlich ausgebildete Musiklehrer*innen einzusetzen. Dem Unterrichtsausfall auch
im Fach Musik soll damit entgegengewirkt werden. Dazu gehört auch, die
Durchlässigkeit zwischen Berufsmusik und Lehramt durch Anreize zur
Doppelqualifikation zu erleichtern. Darüber hinaus streben wir an, dass jede
Grundschullehrer*in die Fähigkeit zur Musikerziehung besitzt. Die Kompetenz, mit
Schüler*innen musizieren zu können ist für alle Grundschullehrer*innen wichtig.
Ein durchgehendes aufeinander aufbauendes System musikalischer Bildung von der
Kindertagesstätte über die Grundschulen bis zur weiterführenden Schule muss
gewährleistet werden.
Laut Statistischem Landesamt wurden im Schuljahr 2015-16 in den Gymnasien für
insgesamt 3347 Klassen/Kurse 8243 Unterrichtsstunden in Musik erteilt. In
Integrierten Gesamtschulen für 1346 Klassen/Kurse 2107 Unterrichtsstunden und in
Realschulen plus für 3792 Klassen waren es 4460 Unterrichtsstunden in Musik.
Dabei ist fachfremder Unterricht (Realschule plus 23%, IGS 11%, Gymnasien 1,5%)
mit inbegriffen. Daran ist zu sehen, dass es vor allem in den Integrierten
Gesamtschulen und in Realschulen plus einen deutlichen Mangel an Musikunterricht
gibt.
Die musikalische Bildung und frühmusikalische Förderung hat für uns einen hohen
Stellenwert, da wir nicht erst seit den empirisch belegenden Studien davon
überzeugt sind, dass Singen und Musizieren eine gleichberechtigte Teilhabe am
kulturellen sowie sozialen Leben nachhaltig fördert. Denn: Musikalische
Förderung kommt allen Kindern mit den unterschiedlichsten Begabungen zugute und
leistet einen entscheidenden Beitrag zur kulturellen Vielfalt und Verständigung
untereinander. Musik überwindet jedwede Sprachbarriere und fördert den
Zusammenhalt der Gesellschaft. Dazu ist es überaus sinnvoll, die Kooperation mit
außerschulischen Trägern (Hochschulen, Musikschulen, Chöre, Orchester,
Opernhäuser) zu intensivieren.
Daher beschließt die LDV:
- Die musikalische Bildung in der KiTa und Schule stärker zu verankern. Wir
begrüßen daher Aus- und Weiterbildungsprogramme wie „SiMuKi“ und „MUKI“,
das derzeitig Grundschulkolleg*innen hierfür vorbereitet.
- Die musikalische Praxis in allen Bildungseinrichtungen nachhaltig
auszubauen. Kooperationen von Kindertagesstätten und Grundschulen mit
Musikschulen flächendeckend zu etablieren.
- Die bewährten Angebote wie das Projekt „Felix“ des Deutschen
Chorverbandes, das Fortbildungsprojekt „Kinder singen und musizieren in
der Kindertagesstätte“ (SIMUKI) für Fachkräfte in der Kita der drei
rheinland-pfälzischen Chorverbände in Kooperation mit dem Landesverband
der Musikschulen sowie die gemeinsame Fort- und Weiterbildung von
Erzieher*innen, Grundschul- und Musikschul- Lehrkräften im Projekt „Kinder
machen Musik in Kita und Grundschule“ (MUKI) fortwährend
weiterzuentwickeln und auszubauen.
- Am Standort Trier perspektivisch eine zweite Musikhochschule neben Mainz
für Rheinland-Pfalz zu etablieren, eingebettet in einen grünen
Hochschulentwicklungsplan. Solange dies nicht umgesetzt ist, die
Ausbildungskapazitäten für Musiklehrer*innen an den vorhandenen Standorten
zu erhöhen.
- In Landau möglichst bald wieder die Ausbildung für Musiklehrer*innen im
Hauptfach anzubieten, wobei eine Grundausbildung in einem Instrument und
in musikpädagogischen Fächern zum Curriculum jeder angehenden
Grundschullehrer*in gehören sollte.
- Die musikalische Grundausbildung für alle angehenden Erzieher*innen so
auszuweiten, dass die Fähigkeit erlangt wird, auf einfache Weise mit
Kindern ein Lied einzustudieren und mit einem Instrument begleiten zu
können.
- Dass es mindestens eine Fachkraft mit Lehrbefähigung für Musik für alle
weiterführenden Schulen geben soll.
Begründung
Begründung:
Bezugspersonen, die mit Kindern singen, helfen diesem, Geborgenheit und Zugehörigkeit zu empfinden und Mitgefühl und Empathie zu entwickeln. Das sind Fähigkeiten, die für das Zusammenleben von Gemeinschaften unerlässlich sind. Auch Konzentration und Selbstregulation wird durch Musikmachen geschult. Musizierende Kinder haben auch in anderen Schulfächern mehr Freude am Lernen und sind aufmerksamer. So werden aus musizierenden Kindern selbstbewusste, selbstbestimmte, leistungsfähige und soziale Erwachsene.
Wir finden es wichtig, dass alle Kinder Bezugspersonen haben, die mit ihnen Musik machen. Da leider nicht davon ausgegangen werden kann, dass alle Eltern das selbstverständlich mit ihren Kindern tun, ist es wichtig, dass die Mehrzahl der Erziehe*rinnen gewillt und in der Lage sind, die Kinder musikalisch anzuleiten, also ihnen beispielsweise ein Lied durch Vorsingen beizubringen. Es ist nicht hinnehmbar, dass in der Grundschule Musikunterricht einfach durch Sport oder Kunst ersetzt wird, weil Grundschullehrer*innen über keine ausreichende musikalische Grundbildung verfügen. Auch in den weiterführenden Schulen darf Musikunterricht nicht gegenüber anderen Fächern benachteiligt werden, indem es vermehrt Kürzungen zum Opfer fällt.
Musik hat eine emotionsregulierende Wirkung. Emotionsregulation hat den Effekt, dass das Gefühl des „Sich-Verstanden-Fühlens“ durch die Musik eine emotionsbewältigende und entwicklungsfördernde Wirkung auch dort entfalten kann, wo die äußeren Bedingungen an notwendigen persönlichen Beziehungen nicht vorhanden sind, oder negativ und sogar traumatisierend sind oder waren.
Diese Wirkung könnte vor allem für Kinder mit Fluchterfahrungen hilfreich sein. Generell wurde in neueren Studien nachgewiesen, dass verstärktes Musizieren ganz besonders den sozial schwachen Kindern hilft: Kindern mit ADHS und Autismus aber auch z.B. Kindern mit Lese-Rechtschreib-Schwäche.
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